25/12/2024
✨✨ EINE LECHTALER WEIHNACHTSGESCHICHTE ✨✨
𝑹𝒖ß, 𝑹𝒂𝒖𝒄𝒉 𝒖𝒏𝒅 𝑾𝒆𝒊𝒉𝒏𝒂𝒄𝒉𝒕𝒔𝒛𝒂𝒖𝒃𝒆𝒓: 𝑬𝒊𝒏 𝒃𝒆𝒔𝒐𝒏𝒅𝒆𝒓𝒆𝒓 𝑯𝒆𝒊𝒍𝒊𝒈𝒂𝒃𝒆𝒏𝒅
Es war ein kalter, klarer Dezemberabend im Jahr 1963, und im kleinen Steeg im Lechtal lag der Schnee hoch vor den Häusern. In der Bauernstube der Familie Dengel flackerte das warme Licht der Kerzen und verbreitete eine heimelige Stimmung. Der Christbaum war mit viel Mühe geschmückt worden: wertvolle Glaskugeln, kleine Vögelchen, Glöcklein und Wachskerzen zierten die Zweige, während unter dem Baum ein paar sorgfältig eingewickelte Geschenke darauf warteten, ausgepackt zu werden.
Für die kleine Brunhilde, wurde dieser Abend schon lange herbeigesehnt. Seit Wochen hatte sie sich nur einen einzigen Wunsch in den Kopf gesetzt: einen Puppenherd. Nicht irgendeinen, sondern einen echten kleinen Herd, auf dem man richtig kochen konnte – mit Töpfen, Pfännchen und allem, was dazu gehörte. Doch insgeheim wusste sie, dass dieser Wunsch vermutlich unerfüllt bleiben würde. Spielzeug war rar im Lechtal, und für eine kinderreiche Bauernfamilie schlichtweg zu teuer. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zu hoffen.
Als der Vater schließlich feierlich die Geschenke verteilte, stockte Brunhilde der Atem. Ein großes Paket mit ihrem Namen lag unter dem Baum. Sie zupfte vorsichtig das Geschenkspapier ab, und da war er: ein winziger Puppenherd, schwarz glänzend mit silbernen Platten und filigranen Töpfchen. Ihre Augen leuchteten wie die Sterne über dem verschneiten Lechtal.
Die ganze Familie versammelte sich um den Tisch, um Brunhildes neues Küchlein zu bewundern. „Schau, Brunhilde,“ erklärte der Vater, „hier kommt der kleine Spirituswürfel rein, und wenn du ihn anzündest, kannst du wirklich kochen.“ Voller Stolz und ganz vorsichtig fing Brunhilde an zu kochen. Ein Tee sollte es für den Anfang werden: ein bisschen Wasser mit Orangenschalen in einem der winzigen Töpfe.
Doch was wie ein friedlicher Weihnachtsabend begann, nahm eine unerwartete Wendung. Als das Wasser verdunstete, fingen die Orangenschalen plötzlich Feuer. Ein kleines Flämmchen wurde schnell zu einem großen Funkenchaos, und ehe jemand reagieren konnte, stand der Puppenherd in hellen Flammen.
„Jessas, Maria und Josef!“ rief die Mutter und sprang auf, während der Vater blitzschnell handelte. Mit einer entschlossenen Bewegung packte er das kleine Küchlein, riss das Stubenfenster auf und warf es mit einem weiten Bogen hinaus in den Schnee. Draußen zischte und rauchte es noch eine ganze Weile, während in der Stube der Rauch langsam abzog.
Der Weihnachtsabend war für Brunhilde erst einmal gelaufen. Voller Ruß und mit tränenverschmiertem Gesicht sah sie durch das Fenster hinaus auf ihren Puppenherd, der nun, halb erfroren, im Schnee vor sich hin dampfte. „Das war's mit meiner modernen Küche,“ murmelte sie enttäuscht.
Doch am nächsten Morgen, als die Sonne auf die verschneiten Gipfel fiel, war der Schrecken schon halb vergessen. Die ganze Familie machte sich ans Putzen: Der Herd wurde abgeschrubbt, die Töpfe gereinigt und die Stube vom Ruß befreit. Brunhilde hatte ihren Puppenherd wieder – zwar ein wenig angekokelt, aber funktionstüchtig.
Noch heute erzählt Brunhilde diese Geschichte gern. Sie erinnert sich daran, wie besonders Weihnachten damals war: Mit wenigem zufrieden zu sein, die Familie um sich zu haben, und das Gefühl einer wohlig warmen Stube im Herzen zu spüren. Eigentlich braucht’s doch gar nicht mehr.
✨ 𝑭𝒓𝒐𝒉𝒆 𝑾𝒆𝒊𝒉𝒏𝒂𝒄𝒉𝒕𝒆𝒏 im Kreis eurer Lieben – und möge der Zauber der kleinen Dinge in euren Herzen leuchten! ✨