24/03/2025
+++ "Geheimnisse" des Delitzscher Schlosses (5) +++
Das „geborgte“ Himmelbett 🛏️ Eines der prachtvollsten Möbelstücke im Barockschloss Delitzsch ist zweifelsohne das Himmelbett im herzoglichen Schlafgemach. 👑Ausgestattet mit blutroten Samtvorhängen ist das barocke Möbel ein wahrer Hingucker.
Dabei ist die Pracht geborgt, denn das Bett ist eine Dauerleihgabe aus dem Kreismuseum Grimma.
Weil es dort nicht gezeigt werden konnte und man im frisch restaurierten Schlafgemach des Barockschlosses Delitzsch ein Bett zeigen wollte, verständigten sich die Museen an Mulde und Lober über die Leihgabe. Seit vielen Jahren ist das einzigartige Exponat nun in der Dauerausstellung im Barockschloss Delitzsch zu sehen, wo es sich perfekt eignet, um über frühere Schlafkultur zu informieren. 🛏️
Warum wohl war solch aufwendige textile Ausstattung für das Bett erforderlich? Die zugezogenen Vorhänge schützten – gemeinsam mit dem hölzernen Betthimmel – ideal vor der Kühle im Schlafgemach. Ob herzoglich oder bäuerlich – Schlafzimmer wurden nicht oder nur wenig geheizt. Außerdem dunkelten die Vorhänge perfekt ab, ermöglichten so eine hohe Schlafqualität.
Das Besondere des Bettes aus Grimma ist seine hervorragende Gestaltung, zum Beispiel
• die gedrehten Säulen, die den hölzernen Betthimmel tragen,
• der architekturartig aufgebaute Baldachin mit Pilastern, mit verschiedenen Friesen, wie dem Zahnschnitt, dem Rundbogenfries oder dem floralen Fries,
• das schwere, dunkle Holz, auf dem die verschiedenfarbigen Ornamente besonders gut zum Vorschein kommen und
• der kastenartige Unterbau.
In seiner Pracht erinnert das Bett an die Schaubetten des 17. und 18. Jahrhunderts, die an manchen Höfen sogar Teil des öffentlichen Morgenzeremoniells waren. Im Kontext eines herzoglichen Witwensitzes wäre von solch einer Nutzung jedoch nicht auszugehen!
Das Grimmaer Bett selbst soll einem Bürger gehört haben und – das hat Museumsleiter Jürgen Geisler uns vorhin berichtet – wohl sogar von zwei Personen genutzt worden sein. Trotz der geringen Länge und Breite könnte also ein Paar darin genächtigt haben. In Zeit von zwei Meter breiten Boxspringbetten heute kaum noch vorstellbar!
Unbedingt zu erwähnen ist, dass die Ausstattung mit rotem Samt und Posamenten nur möglich war, weil zum Zeitpunkt der Ausleihe des Bettes aus Grimma ein Mitglied des Delitzscher Museums- und Heimatvereins eine Spendensammlung initiiert hatte. Die Dame nutzte ihren 60. Geburtstag, um um Gelder für die Fertigung dieser außergewöhnlichen Handwerksarbeiten zu bitten. Wir sind ihr heute noch dankbar, denn das hölzerne Bett und die textile Ausstattung ergänzen sich auf wunderbarste Weise!
Foto: Peter Franke/Leipzig