
16/06/2025
Warum wir weiterhin über Wolfsvorkommen informieren 🐺🤓
Immer wieder wird von "Wolfsliebhabern" gefordert, zum Schutz der Wölfe auf Ortsangaben zu verzichten. Warum diese Kritik unbegründet ist, erklären wir in sieben Punkten.
1.) Abgesehen von den meist sehr versteckt liegenden Reproduktionsgebieten entsteht durch das Benennen von Regionen, in denen Wölfe leben, keinerlei Gefährdung für diese Tiere. Wölfe beanspruchen riesige Territorien von 80 bis 250 km² – das entspricht rund 35.000 Fußballfeldern – und sie sind hoch mobil. Bis ihre Anwesenheit festgestellt oder mitgeteilt wird, sind sie längst ganz woanders.
2.) Wir nennen keine Standorte, wobei selbst das aufgrund der Mobilität des Wolfes völlig unproblematisch wäre. Bis jemand, der hier mitliest, tatsächlich vor Ort wäre, ist der Wolf buchstäblich über alle Berge. Regionale Angaben wie "oberer Erzgebirgskreis" oder "in der Nähe von Pockau-Lengefeld" sind völlig ungeeignet für gezielte Nachstellungen. In einem 200 km² großen Revier kann man nicht einfach "nach dem Wolf suchen". Der bloße Hinweis auf ein Vorkommen reicht dazu bei Weitem nicht aus – eine solche Vorstellung ist realitätsfern.
3.) In einigen Bundesländern werden Wolfshinweise, Nachweise und sogar einzelne Sichtungen regelmäßig von offiziellen Stellen veröffentlicht – teilweise mit Karten. Diese Transparenz wurde bewusst eingeführt und wird von Fachstellen als unbedenklich bewertet.
4.) In ländlichen Gegenden bleiben Spuren, Sichtungen oder Risse nicht unbemerkt. Zahlreiche Wolfsreviere liegen in Gebieten, in denen ohnehin mit Beobachtungen zu rechnen ist. Selbst Wanderer, Jäger und Anwohner berichten regelmäßig – auch ohne soziale Medien. Unsere Hinweise sind daher keine Ausnahme, sondern Teil eines bestehenden Informationsstroms.
5.) Wolfswilderer stammen in jedem Fall aus der Region. Dort werden Wolfsvorkommen aber sehr früh bekannt – lange bevor Fachstellen oder Medien davon erfahren. Die einzigen Menschen, die überhaupt in der Lage wären, gezielt Wölfe zu wildern, wissen längst Bescheid. Wilderei passiert nicht spontan, weil jemand unsere Facebook-Posts liest und dann mit dem Gewehr loszieht, sondern auf Grundlage örtlicher Kenntnisse.
6.) Die größten Gefahren für Wölfe entstehen nicht durch einzelne Täter, sondern durch öffentliche Stimmungsmache wie sie derzeit läuft. Wo sachlich über Vorkommen informiert wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit für Ängste, Falschmeldungen oder Misstrauen. Aufklärung kann deeskalieren. Wer Bescheid weiß, schützt Wölfe besser als jemand, der glaubt, Schweigen sei Sicherheit.
7.) Öffentlichkeit kann dafür sorgen, Wilderei und potentielle Fehlabschüsse zu verhindern. Wenn Wolfsvorkommen bekannt sind, fällt auch ein plötzliches Verschwinden auf, wodurch Wilderei riskanter wird. Sichtbarkeit kann so zum Schutz der Tiere beitragen.
Fazit: Wer Wölfe wirklich schützen will, setzt auf Aufklärung – nicht auf Verschleierung.
Foto: Wolfsrüde (wahrscheinlich ein Jährling), Osterzgebirge, Juli 2023. © privat