29/05/2024
Das Wunder des Lebens ♥️
Ende 2022 habe ich eine Amaryllis Zwiebel, welche ohne Wurzeln und mit einer dicken roten Wachsschicht überzogen war, aus dem Müll gefischt. Ein vertrocknetes Blatt und ein vertrockneter Blütenansatz lugten aus der kleinen oberen Öffnung dieses Gebildes heraus. Es tat mir endlos leid, um diese arme totgeweihte Pflanze, die eigentlich nur gezüchtet worden ist, um Menschen mit ihrer wunderschönen Blüte zu erfreuen und die nach der Blüte achtlos im Müll landet.
Warum schneiden Menschen dieser majestätischen Blume die Wurzeln ab und versiegeln die Zwiebel in einer dicken Hülle aus Wachs? Die Kraft, die sie für ihre wunderschöne Blüte benötigt, zieht sie während ihres kurzen Lebens aus ihrer Zwiebel. So lange, bis diese Nährstoffquelle aufgebraucht ist. Dann verwelkt die Blüte und wird herzlos im Müll entsorgt. 😢
Einen Versuch war es allemal wert für mich! Und eine Herausforderung!
Mühsam entfernte ich die dicke Wachsschicht von der Zwiebel, in der Hoffnung, dass diese noch nicht so aufgebraucht war und noch Leben in ihr war. Die Hoffnung wurde bestärkt durch die Tatsache, dass die Pflanze nicht einmal bis zur vollen Ausbildung der Blüte gekommen ist, sondern schon vorher vertrocknet ist. Ist vermutlich viel zu früh in dieses Wachskorsett gezwungen worden. Nach dem Entfernen von ein paar welken Schichten, die die Zwiebel umschlossen, kam tatsächlich eine scheinbar gesunde Amaryllis Zwiebel zum Vorschein! 😍
Ein kleiner Blumentopf war schnell gefunden und nährstoffreiche Komposterde hatte ich auch noch. Die Zwiebel habe ich bis zur Hälfte in die Erde gesetzt und angegossen. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich der erste Blattansatz. Das Blatt wurde größer und größer und es kamen weitere Blätter dazu. Meine Amaryllis hat es überlebt! 🥰
Gegen Ende 2023 schenkte mir meine Amaryllis zum Dank dann eine (nein gleich drei!) wunderschöne Blüte(n). Ich war glücklich! Nachdem ich mich ein paar Tage an diesem Wunder der Natur gefreut hatte, wollte ich ein kleines Experiment wagen. Mit meinem Finger habe ich vorsichtig den Blütenstaub auf allen drei Blüten untereinander verteilt und fühlte mich wie eine Hummel, die im Garten meine Pflanzen bestäubt.
Große Hoffnung hatte ich nicht, ob das Bestäuben bei einem Zwiebelgewächs überhaupt funktioniert und ob die Pflanze tatsächlich auf diese Art in der Lage ist, Früchte zu produzieren. (Keine Ahnung, wie sich eine Amaryllis in freier Natur vermehrt).
Das Unfassbare geschah! Nach fast 3 Wochen bildete sich in jedem, nun bereits welkendem Blütentrichter ein Knubbel. Aus den Knubbeln wurde jeweils ein dreiteiliger dicker Knoten. Es war so furchtbar schwer für mich, meine Neugierde im Zaum zu halten! Was wächst da in den Knoten? Ist es ähnlich wie bei einer Nuss? Am liebsten hätte ich einen geöffnet und es mir angeschaut. Das wäre jedoch gegen die Natur der Pflanze gewesen, denn in freier Natur popelt auch niemand die Samenkapseln auf. Meine Geduld wurde auf eine gefühlt sehr lange und harte Probe gestellt! Jeden Tag habe ich nachgeschaut, ob sich das Geheimnis schon offenbart hat. Nach 3 bis 4 Wochen (einer gefühlten Ewigkeit), wurden die Samenkapseln immer trockener und öffneten sich langsam. Was ich sehen konnte, waren ganz viele flache Plättchen übereinander, jedes mit einer leichten Verdickung in der Mitte. Diese Samenplättchen habe ich erst einmal in einem geeigneten Gefäß untergebracht.
Ein paar davon kamen gleich in kleine Pflanztöpfchen und ich habe sie nur ganz leicht mit Komposterde bedeckt. Die Erde habe ich gut angefeuchtet und die Töpfchen mit Frischhaltefolie bedeckt (ein Mini Gewächshaus sozusagen). Jeden Tag habe ich nachgeschaut, ob die Samen tatsächlich zu keimen beginnen. Vorgestern, nach 8 Tagen war es dann tatsächlich so weit. Ein minikleines Amaryllis Blatt schiebt sich durch die Oberfläche im Pflanztöpfchen und fängt auch gleich an zu wachsen. Gestern ein paar Millimeter und heute wieder ein paar Millimeter. Und heute konnte ich im Töpfchen daneben ein zweites minikleines Blättchen erkennen, dass sich keck ans Licht und ins Leben schiebt.
Ich bin echt total gespannt, wie es mit meinen Amaryllis Babys weiter geht und ob alle 12 Samenplättchen aufgehen!
Ich bin stolz wie Bolle und froh und glücklich, dass ich eines der vielen Wunder, die das Leben und die Natur bereithalten, hautnah mit erleben durfte und darf, demütig der Natur und dem Leben gegenüber im Allgemeinen und dankbar, dass ich meine Amaryllis retten konnte und sie mir dafür sogar Babys geschenkt hat, im besonderen!