
09/08/2025
In Japan geht man mit Bäumen anders um als in vielen anderen Teilen der Welt. Wenn ein Baum im Weg steht – sei es für eine Straße, ein neues Gebäude oder eine Baustelle – wird er nicht einfach gefällt. Stattdessen wird er mit äußerster Sorgfalt ausgegraben, seine Wurzeln werden sorgfältig gebunden und geschützt, und er wird an einen neuen, sicheren Ort umgesetzt.
Dieser respektvolle Umgang mit der Natur entspringt einer tief verwurzelten kulturellen Haltung, die den Baum nicht nur als Pflanze, sondern als lebendiges Wesen mit spiritueller Bedeutung betrachtet. In der japanischen Gartenkunst und im Städtebau ist das Ziel oft, mit der Natur im Einklang zu leben – nicht gegen sie.
Japanische Städte wie Kyoto oder Nara zeigen eindrucksvoll, wie uralte Bäume in moderne Umgebungen integriert werden können. Manche Bäume stehen seit Jahrhunderten an Tempeln, mitten auf Gehwegen oder sogar durchlöchern Dächer – man baut um sie herum, nicht über sie hinweg.
In einer Welt, in der oft Effizienz über alles gestellt wird, erinnert uns Japan daran, dass Rücksicht auf das Leben – auch das der Bäume – ein Ausdruck von Weisheit und Menschlichkeit ist.